Egudene Reise 2007
Kolpingsfamilie Baden-Oos
Erwachsenengruppe 1 Karl – Heinz Heite
Bericht über eine Besuchsreise zu Pater Dr. Tobe Nnamani in Nigeria vom 17.11. bis 27.11.2007
Nach scheinbar endlosen Vorbereitungen aufgrund diverser Impfungen, Einholung der erforderlichen Visa etc. konnte es am Samstag den 17.11. endlich losgehen und unsere dreiköpfige Reisegruppe von der Erwachsenengruppe 1 der Kolpingsfamilie Baden-Oos, bestehend aus Ingeborg und Karl-Heinz Heite sowie Dagobert Müller die zehntägige Tropenreise nach Nigeria antreten.
Versehen mit dem Reisesegen von Pfarrer Michael Zimmer in der Abendmesse am Freitag, den 16.11.starteten wir am Samstag, den 17.11. um 11.00 Uhr in Frankfurt zunächst nach Amsterdam, von wo aus wir gegen 14.00 Uhr mit einem Airbus der Fluggesellschaft KLM in Richtung Abuja, der 1991 kreierten und damit noch jungen Hauptstadt Nigerias, um 20.00 Uhr landeten.
Nach Personen- und Zollkontrolle konnten wir Pater Tobe, der uns am Flughafen abholte, eine Stunde später bei 28° Außentemperatur begrüßen.
Einen Eindruck von den Straßenverhältnissen bekamen wir schon kurz vor Abuja, wo wir auf der Autobahn, nach der Passage unzähliger Schlaglöcher, einen kapitalen Reifenschaden zu verzeichnen hatten.
Unsere Unterkunft war das „Pope John Paul II Catholic Centre“ in Abuja, dessen Namensgeber in Nigeria außerordentlich populär ist, und der dieses Begegnungszentrum der Erzdiözese anlässlich eines Besuchs im Jahr 1982 aus der Taufe hob.
Die Räume waren für nigerianische Verhältnisse pompös, mit BadDusche, Toiletten, Fernsehen, Deckenfächer und Klimaanlage ausgestattet.
Unsere Ernüchterung ließ aber nicht lange auf sich warten, da ohne Vorankündigung für mehrere Stunden der Strom ausfiel und unsere Zimmer in Saunaräume verwandelte.
Verbunden mit dem Stromausfall war natürlich das Versagen der Wasserversorgung, deren Druckerhöhungsanlage von der Stromversorgung abhängt.
Dieses Phänomen sollte uns künftig während der gesamten Reise begleiten.
Am folgenden Sonntag holte uns Pater Tobe um 7.30 Uhr zu Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche ab.
Die noch neue Kirche, ein, heller und mit großen Fenstern ausgestatteter Bau, war bis auf den letzten Platz besetzt.
Musikalisch umrahmt wurde die Messe von einem Chor mit folkloristischer Instrumentalbegleitung.
Darüber hinaus war die überwiegend junge Gemeinde mit Liedern und Wechselgesängen eingebunden. Der gesamte Gottesdienst strahlte eine einzigartige, heitere und begeisternde Atmosphäre aus, wie sie bei uns kaum anzutreffen ist.
Am Nachmittag stand noch ein Besuch bei der Missionsstation „The Missionary Society of St. Paul of Nigeria“ auf dem Programm, wo Pater Tobe als Dozent Studenten zu Priestern ausbildet.
Die Station, eine schöne gepflegte Anlage, liegt in dem sehr ärmlichen Stadtteil Gwagwalada, wurde von den Missionaren selbst errichtet und wirkte wie eine beruhigende Oase in der hektischen, von Armut geprägten Umgebung.
Am Montag starteten wir zu dem eigentlichen Zweck unseres Besuches mit einem Regionaljet in Richtung Enugu, der Hauptstadt des Bundeslandes Biafra.
Die Stadt lässt noch Spuren ihres ehemaligen Charakters als Hauptstadt einer wohlhabenden Region erkennen, in der dort während der Zeit als englische Kolonie Kohle gefördert- und über eine Bahnstrecke nach Port Harcourt transportiert- und von dort nach England verschifft wurde.
Diese Zeiten sind offensichtlich vorbei. Die einst schmucken und prächtigen Gebäude sind teilweise verfallen und vermitteln mit den-, von Schlaglöchern übersäten Straßen und den, wie Provisorien anmutenden Stromleitungen einen deprimierenden Eindruck.
Man gewinnt den Eindruck, dass das Land im Jahre 1960 von dem damaligen Kolonialisten völlig unvorbereitet in die Unabhängigkeit entlassen wurde.
Unvermögen bisheriger Regierungen und nicht vorhanden sein regionaler- und überregionaler Verwaltungsstrukturen konnten ermöglichen, dass die zu 70% arbeitslose Bevölkerung des an Bodenschätzen reichen Landes keine Chance hatte, Administration, Verwaltung und Infrastruktur endscheidend mitzugestalten.
Nur so lässt sich auch das Desinteresse und die Apathie in weiten Teilen der Bevölkerung gegenüber Umwelt und Lebensgestaltung erklären.
In dem Zusammenhang stellt sich die Frage, wie es möglich ist, dass internationale Konzerne Erdöl und Bodenschätze abbauen können, ohne dass für Land und Leute eine Verbesserung der Lebensqualität erkennbar ist.
Nur
Am folgenden Tag kamen wir zum eigentlichen Ziel unserer Reise. Versehen mit Geschenken vor allem für die Kinder des Ortes, fuhren wir von Enugu zu dem ca. 2 Autostunden entfernten Dorf Egudene, dem Heimatort Pater Tobes.
Anders wie in den Städten Abuja und Enugu gibt es in dem ca.10.000 Einwohner umfassenden Dorf weder Strom noch ein öffentliches Wassernetz. Selbst die Verkehrswege verdienen ihren Namen nicht, so dass unsere Fahrt zu einer einzigartigen Geländetour wurde, bei der dann auch prompt der Auspuff des Autos auf der Strecke blieb.
Unsere Kolpingsfamilie hat, mit Unterstützung der Kolpingsfamilien des Bezirks Rastatt/Baden-Baden, seit dem Kontakt mit Pater Tobe ab 1999 zu erst die finanziellen Mittel zum Bau eines Brunnens und anschließend Mittel zum Bau einer Krankenstation initiiert.
Dass beide Projekte für die Bevölkerung lebenswichtig und eine wesentliche Steigerung der Lebensqualität darstellt, war für uns nach dem Besuch ohne weiteres nachvollziehbar.
Begrüßt wurden wir recht freundlich im Hause von Pater Tobe‘s Vater. Nach gegenseitiger Vorstellung gingen wir zu der ca. 100m entfernten Krankenstation, wo uns die beiden Schwestern der Station während einer Führung das Gebäude und die Einrichtung erläuterten. In dem Krankenzimmer konnten wir eine am Vortag von einem Kind entbundene Mutter sowie einen weiteren Patienten begrüßen. Für uns hatte man sogar alle Mütter und Kinder der bisher in der Station geborenen Kinder eingeladen.
Die technische Ausstattung der Station lässt sich ganz kurz beschreiben. Strom gibt es in dem Gebäude nicht, ebenfalls die sonst überall gebräuchlichen Deckenfächer und Ventilatoren fehlen. Zur Sterilisierung der Spritzen und Geräte dient eine Feuerstelle mit einem überdimensionalen Kochtopf außerhalb des Gebäudes.
Von der Akzeptanz des außerhalb des Gebäudes gelegenen Brunnens konnten wir uns ebenfalls überzeugen. Während unserer Anwesenheit erschienen ständig Frauen um mit dem an einem Seil befestigten Wassersack ihre mitgebrachte Behältnisse aufzufüllen. Die elektrische-, normalerweise von einem ca. 100m entfernt gelegenen Aggregat angetriebene Pumpe war defekt, so dass der nebenan gelegene ca. 3cbm. umfassende Wassertank ebenfalls außer Funktion war.
Nach übereinstimmender Beurteilung wäre neben der Vergrößerung des aus allen Nähten platzenden Gebäudes die Einrichtung einer Sterilisation, die ihren Namen verdient, eine eigene Stromversorgung in Form eines Aggregates sowie die Erneuerung der elektrischen Wasserpumpe dringend notwendig. Die Vertiefung des derzeit 32 Fuß, also knapp 10m tiefen Brunnens ist bereits beschlossene Sache, da gegen Ende der Trockenzeit der Brunnen des Öfteren zeitweise versiegte.
Mit der Erkenntnis, der Dorfbevölkerung einen Beitrag zur Selbsthilfe geleistet zu haben, gleichzeitig aber noch viele ungelöste Probleme und Aufgaben vor uns sehend, verabschiedeten wir uns aus dem Dorf.
Der nächste Tag galt einem Besuch von Kindern die unter Schirmherrschaft der Organisation People’s Creative Impowerment International (PCEI), dessen Repräsentant Pater Tobe in der Region ist, betreut werden.
Das Projekt, überwiegend betrieben durch ehrenamtliche Mitarbeiter und gefördert durch Patenschaften aus Deutschland, ermöglicht Kindern den Schulbesuch und fördert damit die positiven Aussichten dieser Kinder auf eine gesicherte Zukunft.
Auch hier kam die Erkenntnis auf, einen Beitrag geleistet zu haben, aber auch die Einsicht noch einen weiten Weg vor sich zu sehen.
Besichtigungen von Kirchen, kirchlichen Einrichtungen, sowie Besuch von Märkten, Veranstaltungen und Projekten in Enugu und der Hauptstadt Abuja rundeten unser Reiseprogramm ab, bevor wir am Montagabend, dem 26.11. das Flugzeug in Richtung Amsterdam bestiegen.
Insgesamt hinterließ die Reise bei uns einen nachhaltigen Eindruck. Als zumindest ein Fazit für jeden unserer Mini-Reisegruppe bleibt die Erkenntnis, dass man sich glücklich schätzen- und Gott danken soll, wenn man in dieser Zeit in diesem Land geboren wurde und aufgewachsen ist, wo alle Lebensabläufe von der Wiege bis zur Bahre vollkaskomäßig organisiert- und geregelt sind.
Unserer besonderer Dank gilt Pater Tobe als „Reiseleiter“, der uns während der gesamten Zeit betreute und auch auf unsere-, für nigerianische Verhältnisse wahrscheinlich seltsamen Sonderwünsche geduldig einging und für alle Fragen ein offenes Ohr hatte.
Karl-Heinz Heite
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